Mittwoch, 4. Februar: Eigentlich wollten wir mit dem Bus von La Union nach Huánuco fahren. Dann kam es anders.
5:20 Wecker klingelt, Guten Morgen!
6:00 Unsere Fahrraeder werden in den Bus verfrachtet, letzte Gepaeckklappe, uebereinandergestapelt, wir hoffen, wir sehen sie noch mal heil wieder...
6:15 Die Fahrt mit dem Klapperbus beginnt. Der Bus kurvt durch die Gegend und sammelt Menschen ein.
6:25 Wir verlassen den Ort La Union, ab jetzt gibt es nur noch Schotterpiste.
7:10 Die Strasse schlaengelt sich durch die Berge, die Kurven sind haarstraeubend, die Strasse gleicht vom vielen Regen einer Schlammpiste.
7:45 Schnell aussteigen! Der Bus steckt in einer Kurve in der ein Fluss die Strasse quer fest.Vorne stoesst er an die Felswand. Bei jedem Versuch rueckwaerts zu fahren, rutscht er dichter an die Schlucht. Bedenkliche Schraeglage.
8:00 Auf beiden Seiten des Busses stehen Haufenweise Menschen. Andere Fahrzeuge kommen auch nicht weiter, die Strasse ist blockiert.
8:15 Mit Hilfe von vielen Steinen wird der Bus aus dem Schlamm befreit. Einsteigen. Weiter gehts.
9:00 Stop - Notfall! Ein Bus der direkt vor uns faehrt ist an einer am Strassenrand wartenden Familie so schnell vorbei gefahren, dass ein auffliegender Stein ein Maedchen trifft. Grosse Aufregung. Die Familie steigt bei uns in den Bus ein.
9:45 Nix geht mehr. Die Achse vom Bus ist gebrochen. Menschen stehen ratlos rum, einige schimpfen. Mehr und mehr Fahrzeuge kommen von beiden Seiten. Ein langer Stau entsteht. Unter vielen Zuschauern packen wir unsere Fahrraeder aus und strampeln los. Lieber mit dem Rad weiter als mit diesem Bus!
Ca. die Haelfte der Strecke nach Huánuco ist geschafft, fehlen noch 70 Kilometer.
10:00 Erster Regenschauer. Ein Vordach bietet Schutz.
10:15 Wieder trockener. Man sagt uns, zum Pass sind es nur 3- 4 Kilometer. "In einer halben Stunde seid ihr oben, danach geht es nur noch bergab."
13:00 Mittagspause im eisigen Wind. Nach mehr als 12 Kilometern bergauf haben wir den Pass immer noch nicht erreicht. Dafuer faengt es wieder an zu regnen.
13:45 3.900 m "La Corona del Inka" (Die Krone des Inka). Schoener Ausblick. Ab jetzt gehts bergab. 2000 Hoehenmetern auf den verbleibenden 58 Kilometern nach Huánuco.
14:00 Kurze Pause um noch mehr anzuziehen. Mittlerweile habe ich 3 Jacken uebereinander. Es schuettet in Stroemen.
15:00 Die Sonne kommt raus, wir fahren mit ca. 12 Kmh die Schlammpiste hinunter.
15:30 Die Strasse trocknet und die vielen Serpentinen koennen wir etwas schneller fahren. Die Landschaft ist atemberaubend (vielleicht auch wegen der Hoehe?) schoen und langsam pellen wir uns wieder aus den Klamottenschichten.
16:30 Wir haben noch 2 Stunden bis es Dunkel wird und noch 30 Kilometer liegen vor uns. Bergabfahren geht schnell - koennte man meinen. Dachten wir auch mal. Jetzt nicht mehr.
17:00 Zum 107 Mal schreit mir jemand "Hola Gringa" zu. Ich erwidere ein (hoffentlich) freundliches "Hola" und drehe langsam durch. Muss mich hier jeder "Gringa" nennen?
17:10 Sebastian regt sich darueber auf, dass die Menschen oft nicht "Hola", sondern nur "Gringo" rufen.
17:15 Stopp - mein Steinvorrat ist mal wieder zu Ende. Ich hebe ein handvoll Kiesel auf. Um die Hunde abzuwehren die hier sehr aggresiv klaeffend hinter uns herlaufen.
17:20 Ich fahre ungluecklich gegen einen Stein und mein Hinterrad lockert sich. Reparatur.
17:30 Es fehlen noch 22 Kilometer. Koennen wir nicht schneller fahren?
18:00 Meine eine hintere Satteltasche faellt runter, eine Schraube ist verloren gegangen. Wir befestigen sie mit einer Schluesselkette.
18:15 Die Schluesselkette reisst. Erneute Reparatur, diesmal mit einem Expander. Noch 8 Kilometer.
18:25 Wir koennen die Stadt sehen!
18:30 Tolles Licht und rot gefaerbte Wolken. Die Sonne ist hinter den Bergen verschwunden.
18:33 Wir erreichen die Aussenbezirke von Huánuco. Ab jetzt gibt es Strassenlaternen, die wenigstens Schummerlicht verbreiten.
18:45 Radeln durch die dunkle, belebte Stadt. Zum Glueck hat das Licht an unseren Raedern die Busfahrt ueberstanden. Ohne waere es schwer den Schlagloechern auszuweichen.
19:00 Da! Eine schoene Unterkunft - wir haben es geschafft!
Und sind geschafft...
Da kommt einer doch ins Gruebeln: Ist Radfahren nicht vielleicht der sicherere und schnellere Weg?!