Seid etwa zwei Wochen radeln wir durch die Anden.
Es macht Spass, es ist toll, anstrengend und voellig anders als an der Kueste entlang zu fahren.
Abgebogen von der Panamericana sind wir in einen staubigen Weg, ueber Schotterpisten die stetig, aber nicht zu steil anstiegen erreichten wir die erste Doerfer. Immer entlang des Río Santa, einem maechtigem Fluss, der sich zwischen Cordillera Blanca und Cordillera Negra entlangwindet. So viel Wasser und doch so trocken.
Erst ab 1.500 Metern wird es langsam gruener, kuehler, regnerischer. Jetzt ist Regenzeit in den Anden, und spaetestens ab Nachmittags schuettet es. Mal mehr mal weniger. Baeche fliessen auf der Strasse, ja die Strasse selbst verwandelt sich in einen Bach. Weisse Bergspitzen tauchen auf, wir radeln am hoechsten Berg Perus, dem Huazcarán mit ueber 6.700 m, vorbei.
Die beiden Cordilleras sind nach dem Himalaya die hoechste Gebirgskette der Welt, etliche Sechstausender und ueber 600 Gletscher!
Die Orte unterscheiden sich sehr, je hoeher wir kommen, desto gruener wird es. Wir durchqueren winzige Doerfer in denen Blumen in allen Farben strahlen, wunderschoen.
Die Frauen in den Andendoerfer tragen zum grossen Teil traditionelle Kleidung. Ein Hut auf dem Kopf, die langen schwarzen Haare zu Zoepfen geflochten, eine Vielzahl von Roecken uebereinander, ein leuchtendes Tuch um den Ruecken geschlungen, aus dem oft ein Kind herausschaut. Vor allem in kleinen Orten herrscht ueberall Geschaeftigkeit: Felder werden bestellt, Tiere zum Weiden gebracht, Maenner reiten in Ponchos umher, und Kinder begruessen uns in selbstgestrickten Pullis.
Ab 3.500 m wird die Landschaft kahler. Weite Wiesen dehnen sich auf dem Berghaengen aus, kaum noch Baeume. Zwei Frauen sprechen uns auf Quechua an. Ihre Augen strahlen. In Spanisch erzaehlen sie uns, dass sie gerade Kartoffeln vom Feld geholt haben, und zeigen auf ihren Ruecken, wo sich eingeschlungen in bunte Tuecher anscheinend sehr viele Kartoffeln verbergen. "Wie ihr", sagen sie, "ihr habt auch viel zu tragen."
Oft sind die Menschen auch schuechtern, betrachten uns skeptisch.
Leider schaffen wir es nicht, die ganze Strecke nach Lima mit dem Rad zu fahren. Durch die Regenzeit kommen wir langsamer voran und wir wollen Anfang naechster Woche in Lima eintreffen. Einige Stuecke sind wir daher mit dem Bus gefahren, haben von dort drinnen beobachtet und die Unterschiede zwischen teurem und billigem Bus deutlich zu spueren bekommen.
Heute sind wir in La Oroya eingetroffen. Es ist ein kleines Kaff, beruehmt fuer die Mine die es hier gibt. Stromausfall. Waehrend wir warten, dass es wieder Elektrizitaet gibt, erzaehlt mir eine Frau, dass das Atmen hier schwer sei, wegen derAbgase die das Minenunternehmen produziert. Wir lesen, dass 9 von 10 Kindern hier einen zu hohen Bleiwert aufweisen.
Jetzt sind es noch 200 Kilometer bis nach Lima. Davon geht es 35 bergauf auf 4.800 m und danach in 165 Kilometern bergab auf Meeresniveau. Unsere Bremsen haben wir gestern schon mal nachgezogen ; )
Uebermorgen wollen wir in Lima sein. Seid fast zwei Monaten sind wir in Suedamerika und die Fahrradtour war fuer mich auch ein langsames Naeherkommen. An die Menschen. An Lima. An das was wir dort machen werden. Nun ist es Zeit anzukommen. Ich freue mich drauf. Wir haben viele Eindruecke, Bilder, Erlebnisse und Begegnungen in uns aufgenommen. Und wir werden weiter sammeln und erleben.
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