Donnerstag, 29. Januar 2009

Casa de las Ciclistas in Trujillo

von Nina

Luchos Haus liegt im Zentrum von Trujillo und die Wand ueber der Tuer ist bemalt mit einem Bild auf dem ein Rennradfahrer und ein Reiseradler zusammen eine Weltkugel hochhalten. Amistad (Freundschaft) ist darueber zu lesen.



Schon lange bevor wir in Trujillo eintreffen, wissen wir von Luchos Haus, dem "Casa de las Ciclistas" (Haus der Fahrradfahrer). Lucho selber ist Profirennradfahrer, hat in etlichen peruanischen Rennen gewonnen und nimmt seit mehr als 20 Jahren Reiseradler die durch Trujillo kommen in seinem Haus auf.
Die Liste an Menschen die schon hier waren beeindruckt und die Gaestebucheintraege zeugen von einer Vielzahl an Geschichten. Menschen die wie wir "nur" kurze Zeit per Fahrrad unterwegs sein werden, dann die Vielzahl an Radlern die von Alaska nach Feuerland oder umgekehrt wollen und dann die Menschen, bei denen Radeln schon viel mehr ist, als nur ein Abenteuer auf Zeit: Weltumfahrer oder Familien, die schon seit Jahren durch die Welt touren, die Kinder im Anhaenger. Fahrradfahrend durchs Leben und dabei die ganze Welt durchqueren.

Sofort fuehle ich mich sehr wohl im Casa de Ciclistas. Luchos Familie ist sehr nett und betont immer wieder, wir sollen uns wie zu Hause fuehlen. Gerade wird eine Hochzeit vorbereitet. Braeutigam ist Luchos Neffe, er ist 18. Die Braut, ebenfalls 18, erwartet ein Kind und da gibt es im doch noch recht traditionellen Peru nicht allzu viele Moeglichkeiten. Heiraten ist eine davon. Abtreiben offiziell verboten.
Das Hochzeitsfest wird bei Lucho im Haus stattfinden. Nachts helfen wir noch die Fahrradwerkstatt aus dem grossen Eingangsraum in ein Hinterzimmer umzuziehen und tags darauf wird fieberhaft an den Vorbereitungen gearbeitet. Streichen, Putzen, Musikanlage aufbauen.
Sebastian und ich entgehen dem allerdings und schauen uns lieber Chan Chan an. Eine Ruine nahe Trujillo aus der Chimú-Zeit (1.000 - 1.400 n. C.), die groesste Lehmziegelstadt der Welt. Beineindruckend, aber in der Mittagshitze viel zu heiss.




Zerfallende Lehmmauern


Schoen ist es in einer Stadt bei netten Menschen unterzukommen und so gleich Kontakte zu knuepfen die ueber das alltaegliche Blabla hinausgehen. Durch Lucho lernen wir in Trujillo Menschen kennen, die uns ihre Geschichte erzaehlen; Deutsche, die nach Peru ausgewandert sind; ein Priester, der nun kein Priester mehr ist, weil er sich verliebte und nun als Musiker sein Geld verdient - er spielt ueber 30 Instrumente!

Der kleine Sohn von Lucho ist uebrigens schon genauso begeistert fuer Fahrraeder wie sein Papa. Lance heisst er. Und Lucho fuegt grinsend hinzu "Wie Lance Armstrong".

Kein Wunder, dass sich da in Luchos Gaestebuch Eintraege finden lassen, die sich auf diesen Namen beziehen. Zum Beispiel "Lance - el prometido (der Versprochene)" oder "Hoffenlich gewinnt er dann auch die Tour de France"


mit Lucho



Mehr Fotos von der trockenen Kueste findet ihr hier:
Kueste 2 I-Seite

Mittwoch, 21. Januar 2009

Auf Stahlrössern durch die Wüste

von Sebastian

Ein furchtbares Gefühl. Ein trockener Geschmack im Mund. Die Zunge klebt. Die Hoffnung auf Wasser verdrängt jeden Gedanken. Man will ein ganzes Meer austrinken, soviel Durst hat man, aber das nasse Element lässt auf sich warten.

Heute haben wir genug dabei. Zum Glück.

Morgens fahren wir los. Es ist der 21. Januar 2009. Vor uns liegt eine Strecke von über 100 Kilometern. Erst radeln wir durch Weide- und Anbauland, dann nehmen die Grünflächen langsam ab. Die Kulisse um uns herum ändert sich. Der Film bleibt. Wir strampeln weiter. Keiner von uns weiss wann wir ankommen werden. Die Kilometerangaben von Karte und Schildern weichen stark voneinander ab.

Um uns herum Sand, Wind und Einsamkeit. Unter uns Stahl, Gummi und Teer. Wir sehen Wanderdünen, die sich durch den Wind langsam von West nach Ost bewegen. Ab und zu verdorrte Sträucher. In der Mitte, wie immer, der heiße Asphalt der Panamericana. Ein Blick zum Horizont bringt keine Neuigkeiten. Der Wind wird bald so stark, dass wir nur noch mühsam vorankommen. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit ist von 25 km/h auf 15 km/h gefallen. Wir sind nun nur noch drei mal so schnell wie ein Fußgänger und sechs mal so langsam wie die an uns vorbeidonnernden Autos. Was solls, der Blick in die Landschaft ist sowieso immer schöner als der auf den Tacho. Ich stecke mir die Ohrstöpsel ins Ohr und höre "Element of Crime." Komisch diese Musik hier zu hören. Eigentlich passt sie nicht hierher. Nach zwei, drei Liedern wirkt jedoch alles viel harmonischer. Die sanfte Melancholie der Musik legt sich wie eine eine Zweite Haut über die trockene Traurigkeit der Landschaft. Zeit zum Nachdenken.

Ich schalte den Mp-3 player ab. Ich habe keine Lust mehr auf Musik. Auch keine Lust mehr auf Wüste. Der Wind nervt. Da ist es nun, das trockene Gefühl im Mund. Zum Glück haben wir noch Wasser. Die Beine sind trotzdem noch schwer und die Salzschicht, die der Schweiß auf meinem Gesicht produziert, wird immer dicker. Mein Sattel war auch schon einmal bequemer. Scheibenhonig! Das schlimme ist ja, dass man nicht weiss wie lange es so weiter gehen wird. Ich traue mich nicht anzuhalten, verzichte aufs fotografieren, als könnte ich so der Hitze entfliehen.

Ein großes Betonschild am Straßenrand verkündigt uns die frohe Botschaft. In bunten Lettern steht da geschrieben, dass wir nach 15 Kilometern die Tankstelle eines grossen Ölkonzerns erreichen werden. 15 Kilometer. Das heisst noch eine Stunde ab durch die leere Mitte. Bei Kilometer 88 ereichen wir so etwas ähnliches wie ein Dorf. Keine Tankstelle, dafür ein Restaurant.

Die letzten 15 Kilometer bis an die Küste sind nur noch Peanuts.

Wueste

von Nina

Endlose Wueste.
Den ganzen Tag sehen wir Steine und Sand. Irgendwo in der Ferne tuermen sich Berge auf.
Die Luft flimmert. Wir stemmen und gegen den heissen Wind der unsere Fahrraeder schon fast in Seitenlage bringt. Nur langsam geht es voran.
Rast. Ich oeffne meine Trinkflasche und der Wind pfeift so stark, dass ein Pfeifton durch die Oeffnung meiner Trinkflasche entsteht.


Menschen auf Motorraedern die die Panamericana von Nord nach Sued oder andersrum fahren, haben wir schon etliche getroffen, heute nun endlich der erste Radler! Er kommt uns in der Wueste entgegen und ist vor 2 einhalb Monaten in Santiago de Chile aufgebrochen. Bis nach Caracas in Venezuela moechte er kommen. Gemuetlich und mit einem von der Sonne ausgebleichtem T-Shirt ist er unterwegs und gibt uns sogleich eine Adresse von einer netten Unterkunft in Trujillo, unserer naechsten, groessen Stadt. Und auch der letzten bevor es fuer uns in die Anden geht.

"In Trujillo tankten wir noch einmal kraeftig Energie auf die wir auch brauchen sollten, dann drehten wir dem Meer den Ruecken, tauschten Teer gegen Schotter und machten uns auf in die Anden. Wenn wir die ecuadorianischen Berge mit einer Achterbahn vergleichen, so aehnelte dass, was da in den peruanischen Anden auf uns zukommen sollte, wohl einer Achterbahn mit 3 und 4fach Looping."

So oder so aehnliche Beschreibungen haben wir nun schon oefter gelesen. Die Route die wir ab Trujillo nehmen wollen, durch die Cordillera Blanca ueber viele Hoehenmeter und schlechte Strassen, scheint nicht ganz ohne zu sein. Ich bin sehr gespannt, ob wir es packen. Konditionell wird es um einiges anspruchsvoller werden und auch die Hoehe sollten wir nicht unterschaetzen. Auf 3 - 4.000 Metern ist Radeln nicht unbedingt leichter.

Eine Herausforderung wird es allemal und das Schoene ist, dass wir auch immer wieder aus den Bergen herausradeln koennen, wenn es uns zu viel wird und unseren Weg an der Kueste, auf der relativ flachen Panamericana fortsetzen koennen.

Heute sind wir noch einmal am Meer, in Puerto Chicama, einem kleinem Kaff, dass angeblich die laengste, linksbrechende Welle der Welt hat. So wird es jedenfalls gross am Ortseingang angekuendigt. Aha. Als wir am Meer ankommen, ist das Meer ganz flache und kein Surfer weit und breit ist zu sehen.
Vom ganzen Tag im Sattel sind wir voellig verschwitzt und stuerzen und in die Fluten. Aber --- oje -- eiskaltes Wasser! Es ist das erste Mal, dass wir in Peru baden und war in Ecuador das Wasser noch lauschig warm, so ist hier eine ganz entscheidende Sache anders: Der Humboldtstrom
Der Humboldtstrom fliesst von der Antarktis an der Westseite Suedamerikas entlang und fuehrt kaltes Wasser mit sich und bewirkt, dass die ganze peruanische Kueste Trockengebiet ist - und dass das Wasser kalt ist, klar.
Morgen haben wir noch einen Wuestentag vor uns, ob da wohl irgendwann ein Ende in Sicht ist?

Montag, 19. Januar 2009

Peruanische Studenten

von Nina

In der Zeitung habe ich gestern ein Foto aus Deutschland gesehen: Eisbrecher auf der Mosel. Der Text dazu beschrieb, dass es wohl der kaelteste Winter seit Jahrzehnten in Deutschland sei.

Hier ist es alles andere als kalt, dafuer oft dunkel. Richtig dunkel, von 6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens ist schwarze Nacht und die Strassenlaternen erinnern oft eher an Funzeln, als an Lampen die tatsaechlich Helligkeit verbreiten. Vor allem wenn sie ganz ausfallen - dann beleuchtet nur noch die Leuchtreklame an den Haeusern die Strassen der Innenstadt. Aber wenn ihr jetzt denkt, es waere dann stockduster - weit gefehlt: Leuchtreklame gibt es viel und sie macht ihrem Namen Ehre und verbreitet ein Leuchten. Da merkt man fast nicht, dass die Strassenlaternen aus sind, wenn man durch die Nacht tappt.

Wir haben die letzten beiden Tage in Chiclayo Station gemacht und unsere Beine ausgeruht und es genossen, nicht jeden Morgen alles in die Fahrradtaschen zu verstauen. In dieser Gegend gibt es so viel anzugucken, dass einfach nur durchradeln schade waere.
Nordperu ist von einer Vielzahl von verschiedenen Kulturen gepraegt worden, die - bevor die Spanier im 15. /16. Jahrhundert kamen - eine Menge Bauwerke, Kunst und Kultur hinterlassen haben.
Heute haben wir eine 1.700 Jahre alte Pyramide von der Moche Kultur bestaunt, dort sind vor 20 Jahren intakte Grabkammer gefunden worden - eine Sensation in der archaeologischen Welt, die mit den Funden in den aegyptischen Pyramiden verglichen wurden.
Die Pyramide von Sipan ist riesig, wurde vor fast 2 Jahrtausenden aus Millionen von Lehmziegeln aufgebaut und gleicht heute einem grossen, verflossenen Wachsgebilde. Das Klima hat seine Spuren hinterlassen, Mauerreste erkennt man nur noch bei genauem Hingucken. Die Grabkammern allerdings wurden mit dem Pinsel freigelegt und sind sehr beeindruckend anzuschauen, vor allem die Erklaerungen im dazugehoerigen Museum sind spannend. So wurde dem Koenig von Sipan zum Beispiel bei seiner Bestattung 8 weitere Menschen zur Seite gegeben. Darunter neben mehreren Frauen, ein Soldat der als Wache diente. Seinem Skelett fehlen die Fuesse, als Symbol dafuer, dass er sich nicht von der Stelle bewegt und den Herscher treu bewacht.


So sieht die Pyramide heute aus.


So sah sie wohl einmal frueher aus. Ein Modell.


In den letzten Jahren war Peru sehr bemueht die kulturellen Hinterlassenschaften frueherer Kulturen in eine touristische Infrastruktur einzubetten, denn so eine Pyramide a la Wachsblog ist nur halb so toll, wenn einem verschlossen bleibt, was es eigentlich einmal darstellen sollte.
Diese Infrastruktur wirft manchmal noch einige Fragen auf. So ist es zum Beispiel im Museum verboten Fotoapparate mitzubringen, Rucksaecke muessen draussen abgegeben werden. Allerdings ist es auch verboten, Wertgegenstaende - wie zum Beispiel Fotoapparate - im Rucksack abzugeben. Mmmh, wohin also mit der Kamera?
Schoen ist es, dass es in Peru richtig viel Rabatt fuer Studenten gibt, teilweise allerdings nur fuer peruanische Studenten. Kein Problem fuer uns, denn mit einem Studentenvisum fuer Peru in unserem Pass, zaehlen wir als peruanische Studenten!

Morgen geht es weiter auf der Panamericana gen Sueden. In zwei oder drei Tagen wollen wir Trujillo erreichen. Frueh losfahren, um der Hitze zu entgehen.
Ich freu mich aufs weiterfahren, auf die Landschaft durch die wir fahren werden, auf die Menschen, denen wir begegnen werden und auf die Zeit, die einfach da ist, waehrend wir radeln. Zeit zum Beobachen und um das aufzunehmen was passiert.

Samstag, 17. Januar 2009

Autofreier Freitag auf der Panamericana

von Nina

All zuviel Verkehr ist nicht auf der Panamericana. Aber wenn dann der ganze Verkehr von 2 Tagen schoen aufgereiht auf dem rechten Fahrstreifen steht, erscheint einem die Autoreihe an der man vorbeifaehrt endlos.

In der Region um Sullana wurden die Preise fuer das Wasser erhoeht. Die Bananenbauern der Region waren empoert und beschlossen die Panamericana lahmzulegen, um sich so Gehoer zu verschaffen. Im Dorf San Jacinto, etwas westlich von Sullana, legten sie also alles moegliche auf die Strasse und stellten einige Lkws quer.






Als wir dort ankamen, war die Strassensperre schon 48 Stunden im Gange und es hatte sich nicht nur eine sehr lange Reihe Laster und Busse gebildet, sondern auch der Gestank war schon auf ein erhebliches Mas gestiegen. Denn nicht nur, dass die ganzen Leute, die nun in dem kleinem Kaff festsassen auf Toilette gehen mussten, sondern die Laster hatten teilweise gekuehlte Ware geladen, die sich nun langsam in fluessiger Form davon zu machen drohte. Von der Kueste her kommend, mit Fisch beladen und die Panamericana als einzige grosse Strasse in der Gegend - Fluessigfisch sollte es also geben. Auch rote Suppe lief aus manchen Haengern - entsteht wohl so Gammelfleisch?!

Als wir so mit unseren Fahrraedern an den Lastern vorbeirollten, muss ich schlucken, als ich sehe, dass unsere Fahrradreifen bedeutend mehr Profil haben, als die teilweise spiegelglattgefahrenen Raeder der Lkws. Nichts desto trotz prangt an vielen der Fahrzeuge ein grosser Aufkleber, auf dem verkuendet wird, dass dieses Auto die jaehrliche Kontrolle bestanden hat. Auf was wird da wohl geprueft?

Die Mitte der Strassensperre bildete ein einige hundert Meter langer Fahrbahnabschnitt, auf dem Scharen von Menschen unterwegs waren, auf der einen Seite aus ihrem Bus ausgestiegen, um auf der anderen Seite in einen Bus zu steigen, der seinen Weg auf der anderen Weg fortsetzen konnte. Gerade waren mengenweise Polizisten dabei sich zu formieren, um die versammelten Landwirte zum Aufloesen der Sperrung zu bewegen.
Wir konnten ueberall ungehindert mit den Fahrraedern passieren und taten dies auch, da die Situation gerade zu eskalieren drohte. Durch die Hitze radelnd, erreichen wir Nachmittags Sullana, eine graue Stadt, es ist heiss und stickig und als haette der Protest der Bauern schon die Stadt erreicht, gibt es in unsere Unterkunft kein fliessend Wasser. Duschen aus einem Eimer ist aber auch ok. Ob wir den Bananen damit wohl das Wasser wegnehmen?

Freitag, 16. Januar 2009

Radeln

von Nina

Seit einer Woche sind wir nun unterwegs.

Die Landschaft wandelt sich stetig: War in Ecuador die Strasse noch von tropischen Waeldern gesaeumt, so wird es seit wir vor eine paar Tagen die Grenze nach Peru ueberquert haben, zunehmend trockener und wuestenhafter.



Die Panamericana, als "die Strasse" Suedamerikas, ist faszinierend zu fahren. Direkt an der Kueste entlang fuehrt sie und neben uns gleiten Pelikane uebers Wasser, so dicht ueber den Wellen, als wuerden sie gleich verschluckt. Ziegen fressen an den trockenen Haengen der felsigen Huegel die letzten Straeucher ab. Und wir radeln an Hoefen vorbei, wo wir uns fragen, wie die Menschen dieser trockenen Erde ueberhaupt etwas abgewinnen. Ein Friedhof - voellig leer; die Menschen bestatten ihre Toten lieber direkt an der Panamericana, an der Graeber in kurzen Abstaenden stehen. Die Strasse reicht manchmal bis zum Horizont, so geradeaus, so lang.



Und wir fahren und fahren, durchqueren Landschaften, passieren Doerfer, treten in die Pedalen, auf flachen Strecken scheint es wie von selbst zu gehen. Wir fahren in unserer Reisegeschwindigkeit, so, dass wir beobachten koennen, was vorueberzieht, manchmal so langsam, dass wir Ameisen krabbeln sehen koenne, manchmal so schnell, dass der Fahrtwind kuehlt. Die Strasse flimmert, die Sonne verbrennt uns gnadenlos von oben, der Wind lagert Salz auf unseren Lippen ab. Und wir fahren genauso schnell, dass wir winken, und die Begruessungen der Menschen erwidern koennen.




Mehr Fotos koennt ihr hier anschauen:
Kueste I-Seite

Freitag, 9. Januar 2009

Fahrraeder!!

von Sebastian und Nina

Heute wollen wir euch zwei Sachen mitteilen.

1.: Unsere Fahrraeder sind da und wir freuen uns riesig darueber!

2.: Verschifft niemals etwas von Deutschland nach Ecuador!

Nach drei Tagen Papierkrieg am Hafen haben wir es geschafft. Wir konnten unsere beiden Fahrraeder die wie mit einer Spedition von Hamburg nach Guayaquil verschiffen haben endlich in Empfang nehmen. Das ganze war weitaus schlimmer als wir es uns vorher ausgemalt haben. Manchmal ist es vorher ganz gut, wenn man nicht weiss was einen erwartet...

Wie wir von der Spedition vor Ort erfahren haben, schaltet man als Privatperson normalerweise einen Agenten ein, der darauf spezialisiert ist Gueter aus dem Hafen zu holen. So ein Agent arbeitet dann 8 - 15 Tage an dem Fall und kostet eine Menge Geld. Also, nichts fuer uns. Durch ein Gespraech mit dem Chef des Zollamtes - ein freundlicher Agent vermittelte uns den Kontakt - erhofften wir uns eine schnelle und unbuerokratische Loesung des Problems. Tatsaechlich war der Mann dann auch sehr bemueht uns zu helfen. Trotzdem, die Buerokratie laesst sich auch vom "Oberchef" persoenlich nicht aus dem Weg raumen. Fuer uns hiess das ersteinmal warten und von einer Stelle zur anderen geschickt werden. Es mussten Passkopien angefertigt werden, Dokumente beantragt, geschrieben und ausgestellt werden, die Raeder mussten inspeziert werden, wofuer fuer uns wieder eine Art "Hafeneintrittsausweis" erstellt werden musste, usw.

Nach drei Tagen kannte uns der halbe Hafen. Die Sicherheitsbeamten schlugen die Haende ueber dem Kopf zusamen, als wir sie wieder einmal um Gewaer baten, die Buerodamen grinsten uns an und die Hafenarbeiter fragten und wunderten sich warum wir denn nicht einmal endlich die Rader mitnehmen wuerden.
Ja, warum denn eigentlich nicht?! Vermutlich war es deshalb so schwer, weil wir als Privatpersonen und "Neulinge" im Buisiness keinerlei Ahnung hatten wie man so etwas angeht. Wir hatten ja noch nicht einmal einen Ausweis um den Hafen zu betreten. Auch fuer den Zoll war es neu, dass die Inhaber der Fracht aufeinmal selbst vor der Tuer standen und die Sachen gleich mitnehmen wollten. Man hatte das Gefuehl, dass einige Leute damit ueberfordert waren.

Die meisten haben uns jedoch mit all ihren Kraeften unterstuetzt und auch nur so war es moeglich, dass wir die Raeder nach nur drei Tagen Arbeit und nicht erst nach 15 Tagen bekommen haben. Manchmal hatten wir schon ein schlechtes Gewissen, weil wir uns nie an irgendeiner Schlange angestellt haben, sondern einfach stur dran vorbeigelaufen sind. "Die anderen die dort stehen werden immerhin fuer ihr Warten bezahlt," sagten wir uns dann meistens. Oft wurden wir auch gleich zum Chef ins Buero geschickt und mussten nicht draussen an den Schaltern stehen. Als der Chef dann fuer ein wichtiges Problem gerufen wurde, war seine Antwort nur: "Jetzt nicht, das hier ist ein wichtiges Problem."
Nun, man kann also nicht sagen das die Leute nicht gewillt waren...

Wir haben es also geschafft mit den Raedern den Hafen, und somit auch den Zollbereich zu verlassen. Weil die Beamten sich nicht sicher waren, ob wir ueberhapt auf Raedern die Kontrollen passieren koennen, bisher wurden nur LKWs durch die Kontrollen gelotzt, begleiteten sie uns einfach.
Wir fuhren also, ein Zollauto vor uns, eins hinter uns an den wartenden LKWs vorbei an die letzte Abfertigungsstation. Ein letztes Mal wurden die Raeder gewogen, die Papiere gecheckt bis wir schliesslich rechtzeitig vor Einbruch de Daememrung in die Freiheit entlassen wurden. Nicht bevor der Zollbeamte uns nocheinmal eindringlich mitteilte, dass die Gefahr ueberall lauerte. Aha.

Wir sind frei,
frei zum losfahren.
Das einzige was wir jetzt noch an Altlasten mit uns herumtragen, ist ein dicker Packen Papier: Dokumente ueber alles moegliche, wann unsere Fahrraeder in Hamburg verschifft wurden, wann sie angekommen sind, welche Farbe und Nummer sie haben, Eintrittspapiere in den Hafen fuer uns, Einfuhrpapiere fuer die Raedern, was sie wiegen und so weiter.
Ein Weilchen werden uns die Freunde aus Papier wohl noch begleiten, bis wir sie hinter der Peruanischen Grenze getrost einem Feuerchen ueberlassen koennen, denn dann ist sicher: Der ganze Zirkus ist entgueltig vorbei!

Morgen geht es los - die Kueste runter Richtung Perú!