Montag, 19. Januar 2009

Peruanische Studenten

von Nina

In der Zeitung habe ich gestern ein Foto aus Deutschland gesehen: Eisbrecher auf der Mosel. Der Text dazu beschrieb, dass es wohl der kaelteste Winter seit Jahrzehnten in Deutschland sei.

Hier ist es alles andere als kalt, dafuer oft dunkel. Richtig dunkel, von 6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens ist schwarze Nacht und die Strassenlaternen erinnern oft eher an Funzeln, als an Lampen die tatsaechlich Helligkeit verbreiten. Vor allem wenn sie ganz ausfallen - dann beleuchtet nur noch die Leuchtreklame an den Haeusern die Strassen der Innenstadt. Aber wenn ihr jetzt denkt, es waere dann stockduster - weit gefehlt: Leuchtreklame gibt es viel und sie macht ihrem Namen Ehre und verbreitet ein Leuchten. Da merkt man fast nicht, dass die Strassenlaternen aus sind, wenn man durch die Nacht tappt.

Wir haben die letzten beiden Tage in Chiclayo Station gemacht und unsere Beine ausgeruht und es genossen, nicht jeden Morgen alles in die Fahrradtaschen zu verstauen. In dieser Gegend gibt es so viel anzugucken, dass einfach nur durchradeln schade waere.
Nordperu ist von einer Vielzahl von verschiedenen Kulturen gepraegt worden, die - bevor die Spanier im 15. /16. Jahrhundert kamen - eine Menge Bauwerke, Kunst und Kultur hinterlassen haben.
Heute haben wir eine 1.700 Jahre alte Pyramide von der Moche Kultur bestaunt, dort sind vor 20 Jahren intakte Grabkammer gefunden worden - eine Sensation in der archaeologischen Welt, die mit den Funden in den aegyptischen Pyramiden verglichen wurden.
Die Pyramide von Sipan ist riesig, wurde vor fast 2 Jahrtausenden aus Millionen von Lehmziegeln aufgebaut und gleicht heute einem grossen, verflossenen Wachsgebilde. Das Klima hat seine Spuren hinterlassen, Mauerreste erkennt man nur noch bei genauem Hingucken. Die Grabkammern allerdings wurden mit dem Pinsel freigelegt und sind sehr beeindruckend anzuschauen, vor allem die Erklaerungen im dazugehoerigen Museum sind spannend. So wurde dem Koenig von Sipan zum Beispiel bei seiner Bestattung 8 weitere Menschen zur Seite gegeben. Darunter neben mehreren Frauen, ein Soldat der als Wache diente. Seinem Skelett fehlen die Fuesse, als Symbol dafuer, dass er sich nicht von der Stelle bewegt und den Herscher treu bewacht.


So sieht die Pyramide heute aus.


So sah sie wohl einmal frueher aus. Ein Modell.


In den letzten Jahren war Peru sehr bemueht die kulturellen Hinterlassenschaften frueherer Kulturen in eine touristische Infrastruktur einzubetten, denn so eine Pyramide a la Wachsblog ist nur halb so toll, wenn einem verschlossen bleibt, was es eigentlich einmal darstellen sollte.
Diese Infrastruktur wirft manchmal noch einige Fragen auf. So ist es zum Beispiel im Museum verboten Fotoapparate mitzubringen, Rucksaecke muessen draussen abgegeben werden. Allerdings ist es auch verboten, Wertgegenstaende - wie zum Beispiel Fotoapparate - im Rucksack abzugeben. Mmmh, wohin also mit der Kamera?
Schoen ist es, dass es in Peru richtig viel Rabatt fuer Studenten gibt, teilweise allerdings nur fuer peruanische Studenten. Kein Problem fuer uns, denn mit einem Studentenvisum fuer Peru in unserem Pass, zaehlen wir als peruanische Studenten!

Morgen geht es weiter auf der Panamericana gen Sueden. In zwei oder drei Tagen wollen wir Trujillo erreichen. Frueh losfahren, um der Hitze zu entgehen.
Ich freu mich aufs weiterfahren, auf die Landschaft durch die wir fahren werden, auf die Menschen, denen wir begegnen werden und auf die Zeit, die einfach da ist, waehrend wir radeln. Zeit zum Beobachen und um das aufzunehmen was passiert.