Mittwoch, 21. Januar 2009

Auf Stahlrössern durch die Wüste

von Sebastian

Ein furchtbares Gefühl. Ein trockener Geschmack im Mund. Die Zunge klebt. Die Hoffnung auf Wasser verdrängt jeden Gedanken. Man will ein ganzes Meer austrinken, soviel Durst hat man, aber das nasse Element lässt auf sich warten.

Heute haben wir genug dabei. Zum Glück.

Morgens fahren wir los. Es ist der 21. Januar 2009. Vor uns liegt eine Strecke von über 100 Kilometern. Erst radeln wir durch Weide- und Anbauland, dann nehmen die Grünflächen langsam ab. Die Kulisse um uns herum ändert sich. Der Film bleibt. Wir strampeln weiter. Keiner von uns weiss wann wir ankommen werden. Die Kilometerangaben von Karte und Schildern weichen stark voneinander ab.

Um uns herum Sand, Wind und Einsamkeit. Unter uns Stahl, Gummi und Teer. Wir sehen Wanderdünen, die sich durch den Wind langsam von West nach Ost bewegen. Ab und zu verdorrte Sträucher. In der Mitte, wie immer, der heiße Asphalt der Panamericana. Ein Blick zum Horizont bringt keine Neuigkeiten. Der Wind wird bald so stark, dass wir nur noch mühsam vorankommen. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit ist von 25 km/h auf 15 km/h gefallen. Wir sind nun nur noch drei mal so schnell wie ein Fußgänger und sechs mal so langsam wie die an uns vorbeidonnernden Autos. Was solls, der Blick in die Landschaft ist sowieso immer schöner als der auf den Tacho. Ich stecke mir die Ohrstöpsel ins Ohr und höre "Element of Crime." Komisch diese Musik hier zu hören. Eigentlich passt sie nicht hierher. Nach zwei, drei Liedern wirkt jedoch alles viel harmonischer. Die sanfte Melancholie der Musik legt sich wie eine eine Zweite Haut über die trockene Traurigkeit der Landschaft. Zeit zum Nachdenken.

Ich schalte den Mp-3 player ab. Ich habe keine Lust mehr auf Musik. Auch keine Lust mehr auf Wüste. Der Wind nervt. Da ist es nun, das trockene Gefühl im Mund. Zum Glück haben wir noch Wasser. Die Beine sind trotzdem noch schwer und die Salzschicht, die der Schweiß auf meinem Gesicht produziert, wird immer dicker. Mein Sattel war auch schon einmal bequemer. Scheibenhonig! Das schlimme ist ja, dass man nicht weiss wie lange es so weiter gehen wird. Ich traue mich nicht anzuhalten, verzichte aufs fotografieren, als könnte ich so der Hitze entfliehen.

Ein großes Betonschild am Straßenrand verkündigt uns die frohe Botschaft. In bunten Lettern steht da geschrieben, dass wir nach 15 Kilometern die Tankstelle eines grossen Ölkonzerns erreichen werden. 15 Kilometer. Das heisst noch eine Stunde ab durch die leere Mitte. Bei Kilometer 88 ereichen wir so etwas ähnliches wie ein Dorf. Keine Tankstelle, dafür ein Restaurant.

Die letzten 15 Kilometer bis an die Küste sind nur noch Peanuts.